Schuldgefühle – das bedeutet unsere Gedanken kreisen immer wieder um ein und dasselbe Thema, in dem wir denken, unserer Verantwortung und Handlung nicht entsprochen zu haben. Die Erwartungen an sich selbst oder von anderen an dich nicht entsprochen zu haben.
Die Schuldzuweisung kommt meist nicht von anderen, sondern von dir selbst.
„Ich bin schuld“, flüstert es in dir drin und dieses unangenehm Gefühl ist wie ein kleiner dunkler Schatten, unangenehm.
Viele Fragen kommen uns dann in den Kopf: Hätte ich anders handeln sollen? War ich nicht aufmerksam genug? Hab ich mich verplappert?
Viel wird dann heutzutage mit dem Stempel „Narzissmus“ belegt. Du bist in einer toxischen Beziehung. Aber wenn wir die Schuldfrage auf andere schieben, haben wir keine Lösung für uns selbst gefunden. Ich halte von diesen Kategorien nichts. Natürlich müssen in einer Partnerschaft beide an sich arbeiten wollen, sonst kann einer allein nicht viel ausrichten. Es geht aber in diesem Artikel um dich und deshalb ist es wichtig zu fragen: Warum bist du der Mensch, der dieses Thema anzieht.
Es ist wichtig, sich diese Gedanken zu stellen. Seit wann ist das so? Kommt es aus der Schulzeit, von den Eltern, ist es irgendwie schon immer da und gehört eigentlich nicht zu dir.
Warum fühlst du dich verantwortlich?
Fehler sind menschlich. Das ist das erste was wichtig ist und: Alles können wir regeln, klären oder künftig besser machen.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, Fehler einzugestehen. Wenn Fehler wirklich passiert sind, geht es darum eine Lösung zu finden.
Gibt es aber Situationen in denen du Schuld fühlst, ohne wirklich beteiligt gewesen zu sein? Ist es ein Missverständnis von anderen oder übernimmst du etwas, das nicht zu dir gehört?
Jeder hat seine eigene Wahrheit. Vielleicht benötigt es manchmal nur Klarheit, damit man andere verstehen kann oder sich selbst.
Ich mag es sehr gerne, sich mit einem Thema, das mich beschäftigt einfach zurückzuziehen und sich die Zeit zu nehmen genau darüber nachzudenken. Das ist unheimlich wertvoll.
Das Teilen dieser Gefühle, wenn du für dich Klarheit hast, kann befreiend sein. Gespräche mit vertrauenswürdigen Freunden, dem Partner oder bei mir in der Sitzung helfen ungemein, noch ungedachte Impulse einzubringen, den lösenden Schritt zu machen und sich selbst dadurch besser kennen zu lernen.
Letztendlich ist die Erkenntnis, dass Schuld nicht ewig währt. Es ist ein vorübergehendes Gefühl, das dir zeigt, dass du Mensch bist. Indem du die Verantwortung für deine Handlungen übernimmst und gleichzeitig begreifst, dass du nicht alles kontrollieren kannst, wirst du lernen, Frieden mit dir selbst zu schließen. Sei dir dieser wichtigen Zeit der Reflektion alleine – und in Gemeinschaft – wert.
Die Suche nach Schuld
Dann gibt es da noch die andere Seite. Wir neigen dazu, externe Faktoren für unsere Probleme verantwortlich zu machen. Wir suchen die Schuld bei anderen.
Wir leben also zum Bespiel sehr umweltbewusst und finden das Verhalten anderer nicht angebracht. Wir kaufen bestimmte Produkte nicht und verurteilen andere dafür, dass sie es tun oder wir machen Sport um unseren Körper gesund zu halten und können nicht akzeptieren, dass andere nachlässig sind mit sich.
Dieses Verhalten ist weit verbreitet, wir werden in den Nachrichten und bei aktuellen Themen immer aufgefordert in gut und böse zu denken und mit Schlagworten auf die eine Seite gezogen. Unbewusst vielleicht und auch hier aus dem Grund, dass ein Reporter seine Sichtweise gerne teilen möchte.
Schuldzuweisung gibt uns ein Gefühl der Erleichterung, weil wir uns nicht mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten auseinandersetzen müssen. Doch wenn wir ständig woanders den Grund suchen, was passiert dann? Wir ändern nichts an unserer Situation, nämlich, dass es uns unheimlich aufregt.
Du lernst also nicht aus dem Ärger, denn der Konflikt kommt ja von jemand anderem.
„Wenn mein Partner nicht so wäre, würde ich mich nicht so gestresst fühlen“ oder „Wenn meine Arbeitgeber mehr Verständnis hätte, wäre der Job nicht so stressig. Damit verlagern wir die Verantwortlichkeit und nehmen uns selbst die Chance auf konstruktive Entwicklung.
Wir tragen Verantwortung für unsere Reaktionen und Emotionen. D. h. uns begegnen nur Themen, Krankheiten, Probleme, Konflikte, damit wir es in uns lösen können. Das ist natürlich z. B. in einer Trennung besonders schlimm, wenn ich sage: Dein Partner macht das, weil er muss. Er muss dir zeigen, dass da was bei dir angeschaut gehört. Das ist nicht gut und nicht böse. Du sendest aus, dass andere dazu anregt etwas zu tun oder zu sagen. Schaust du nicht hin, was dein Anteil ist, dann wirst du den gleichen Partner wieder anziehen.
Hier geht es nicht um Versagen, um Fehler und Mängel – weder bei dir oder anderen. Ich arbeite wertfrei. Ich suche die Fakten und stelle diese dar. Wenn es für dich negativ klingt, dann weil du das Problem noch nicht gelöst hast.
Einfach kann man das sehen an Problemen anderer. Sie tangieren uns oft überhaupt nicht und wir können die Überwältigung der anderen nicht verstehen. Das ist, weil du mit diesem Thema fein bist. Und genauso sollte es mit deinen Problemen sein.
Was wirfst du also anderen konkret vor? Das ist deine Lösung. Wenn du diese Thematik erkennst und umdrehst und dich selbst fragst, warum du das tust, dann kann eine Lösung entstehen. Was ist dein Anteil? Was magst du an dir nicht? Was habe ich in dieser Situation beigetragen?“ Diese kleine, aber entscheidende Veränderung in der Denkweise kann dabei helfen, das eigene Verhalten zu verstehen und gegebenenfalls abzuändern.
Ich tue das sehr ungern. Aber auch ich bin in einer Partnerschaft, mit meinem Mann, meinen Kindern, mit Freunden oder Nachbarn und muss mich fragen: Warum ärgert mich das eine oder andere?
Das ist eine gemeine Frage. Denn meist mag man seine Schattenseiten nicht ansehen. Aber wenn wir es zulassen, dass wir das aussprechen, dann ist die Situation oft ganz schnell geklärt. Es ist phenomenal wie einfach dann eine Lösung ins Blickfeld kommt und danach die Erkenntnis, in wie vielen Lebensbereichen noch das Auswirkung hatte.
Wahnsinn – ich liebe diese Arbeit.
Die Schuld ist also ein schädliches Verhalten. Indem wir aufhören, anderen die Verantwortung zuzuschieben und stattdessen den Mut aufbringen, uns selbst zu hinterfragen, können wir persönliches Wachstum erfahren und vor allem harmonischere Beziehungen führen.